Die Wissenschaft gewinnt ständig neue Erkenntnisse über Wirkstoffe und positive Effekte traditioneller Heilpflanzen. Um pflanzlichen Arzneimitteln den gebührenden Stellenwert einzuräumen, hat die Herbal Medicinal Products Platform Austria (HMPPA) beschlossen, die Wahl der Arzneipflanze des Jahres auch in Österreich zu etablieren. Erstmals wurde nun in Österreich gewählt – gekürt wurde Mutterkraut (Tanacetum parthenium). Diese traditionelle Heilpflanze zeichnet sich durch gute Wirksamkeit und ausgezeichnete Verträglichkeit in der vorbeugenden Behandlung von Migräne aus.
Das erste pflanzliche Arzneimittel gegen Migräne
Das Mutterkraut gehört zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und ähnelt in seinem Aussehen der Kamille. „Es wird in England bereits seit Jahrhunderten bei Fieber und Kopfschmerzen angewendet“, so Univ.-Prof. Dr. Rudolf Bauer, Vizepräsident der HMPPA, und Leiter des Instituts für Pharmazeutische Wissenschaften der Universität Graz.
Belegte Wirksamkeit und Sicherheit
Migräne ist ein sehr häufiges Leiden. Betroffen sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung, Frauen deutlich häufiger als Männer. Migräne wird von verschiedenen Faktoren, wie Hormonschwankungen, Stress, oder Wetterumschwüngen, ausgelöst oder verstärkt. Mutterkraut setzt ursächlich an den Entstehungsmechanismen der Migräneattacken an: Es hemmt die überschießende Serotoninfreisetzung, normalisiert die Vasomotorik und reduziert die Freisetzung von Entzündungsmediatoren. In mehreren randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudien zeigte Mutterkraut bei Migränepatienten eine gute Wirksamkeit. „Bei regelmäßiger Einnahme konnten die Anzahl und die Schwere der Migräneanfälle signifikant gemildert werden. Außerdem kam es zu einer Verbesserung der Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Schwindel und Erbrechen“. Bei bestimmungsgemäßer Anwendung sind keine Risiken der Einnahme bekannt. Mutterkraut wird von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und der ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) zur Prophylaxe von Migräneattacken empfohlen.
Exzellente Verträglichkeit
„In der praktischen Anwendung scheint der migränelindernde Effekt von Mutterkraut mit anderen Behandlungsmöglichkeiten vergleichbar zu sein“, berichtet Univ.-Prof. Dr. Christian Wöber, Leiter des Spezialbereiches Kopfschmerz, Univ.-Klinik für Neurologie Wien und hebt hervor, dass Mutterkraut gegenüber anderen Substanzen einen entscheidenden Vorteil besitzt: seine exzellente Verträglichkeit.
Eingenommen wird Mutterkraut in Form einer Kapsel täglich. Die Wirksamkeit kann nach etwa sechs Wochen beurteilt werden. Wenn sich zeigt, dass Häufigkeit und Intensität der Erkrankung zurückgehen, wird die Behandlung für etwa ein halbes Jahr fortgesetzt – unabhängig davon, ob gerade Migränebeschwerden vorhanden sind oder nicht.
„Mutterkraut stellt eine wertvolle Bereicherung der Behandlungspalette dar“, resümiert Prof. Dr. Wöber. „Es bietet die Möglichkeit, Patientinnen und Patienten mit Migräne, die eine vorbeugende Behandlung brauchen, ein sehr gut verträgliches Mittel anbieten zu können, das gleichzeitig auch in wissenschaftlichen Untersuchungen Wirksamkeit gegen Migräne gezeigt hat.“
Quellen und weitere Infos: http://www.hmppa.at, http://initiative-natuerlich-gesund.at und http://hennrich-pr.at/de/Aktuelles/arzneipflanze2017